Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
Bei einer Zöliakie besteht eine lebenslange Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten. Symptome wie chronischer Durchfall können auftreten, aber auch fehlen.
Was ist eine Zöliakie?
Die Zöliakie ist eine häufige Erkrankung, die in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat. Die Häufigkeitsangaben schwanken zwischen einem von 70 bis einem von 200 Menschen in den meisten Ländern der Welt. Ausnahmen sind zum Beispiel Japan oder Südostasien, wo die Glutenunverträglichkeit sehr selten ist. Die Zöliakie – auch einheimische Sprue oder glutensensitive Enteropathie genannt – gilt als die häufigste Ursache einer Verdauungsstörung mit immunologischer Ursache. Der Zeitpunkt der Erstdiagnose ist sehr unterschiedlich. So kann die Zöliakie bei Säuglingen mit dem Beginn der ersten Beikost auffallen oder erst im Erwachsenenalter auftreten – hier meist zwischen dem 20. und 60. Lebensjahr.
Normalerweise wird die aufgenommene Nahrung im Dünndarm verdaut, also in ihre Bestandteile zerlegt. Die Nährstoffe werden anschließend über das Blut in die verschiedenen Organe geschleust. Liegt eine Zöliakie vor, ist die Aufnahme einzelner oder mehrerer Nährstoffe über die Dünndarmschleimhaut beeinträchtigt, weil diese entzündlich verändert ist.
Ursachen: Woher kommt eine Glutenunverträglichkeit?
Eine genetische Veranlagung, die bei 30 bis 40 Prozent der Bevölkerungen vorkommt, in denen eine Zöliakie auftritt, ist eine entscheidende (notwendige) Voraussetzung für diese Krankheit. Fehlt die Veranlagung, kann eine Zöliakie ausgeschlossen werden. Liegt die genetische Komponente vor, heißt das aber nur, dass das Risiko für eine Zöliakie zirka dreifach erhöht ist. Der Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel (Weizen, Roggen, Gerste) führt bei Zöliakiepatienten im Dünndarm zu einer Entzündung (Immunreaktion), welche die Dünndarmschleimhaut schädigt.
Diese Entzündung wird nur solange aufrecht erhalten, wie der Betroffene glutenhaltige Lebensmittel zu sich nimmt. Die Zöliakie kommt nicht selten zusammen mit anderen Erkrankungen vor. Dazu gehören unter anderem Diabetes mellitus Typ 1, Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, der Haut (Dermatitits herpetiformis) sowie eine bestimmte Form des Haarausfalls (Alopecia areata). Ferner tritt eine Zöliakie häufig bei anderen genetischen Erkrankungen auf (Down-Syndrom, Turner-Syndrom).
Symptome: Welche Beschwerden können bei einer Zöliakie auftreten?
Die Glutenunverträglichkeit ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Bei einigen Patienten treten typische Symptome wie Durchfall, Gewichtsverlust oder fettige Stühle auf. Bei anderen weisen nur indirekte Zeichen wie eine Blutarmut, eine Osteoporose (Knochenschwund), eine Unfruchtbarkeit oder Allgemeinsymptome wie Bauchschmerzen, Müdigkeit und Gelenkschmerzen auf eine Zöliakie hin. Auch zu Mangelerscheinungen (zum Beispiel an Vitamin B12, Vitamin D, Kalzium oder Eisen) kann es kommen.
Vor allem Erwachsene haben häufig kaum Beschwerden, obwohl an der Dünndarmschleimhaut ausgeprägte und für eine Zöliakie typische Veränderungen nachweisbar sind. Ebenso lassen sich vom Normfall abweichende Blutwerte messen. Erst wenn diese Patienten eine glutenfreie Diät einhalten, stellen sie dann eine Besserung fest.
Diagnose: Wie weist man eine Glutenunverträglichkeit nach?
Einen entscheidenden ersten Anhaltspunkt liefert der Nachweis von sogenannten Autoantikörpern (gegen das Enzym Transglutaminase) im Blut. Um die Diagnose zu sichern, ist in der Regel eine Magenspiegelung notwendig. Dabei entnimmt der Arzt mit Hilfe eines Endoskops Gewebeproben aus der Dünndarmschleimhaut, die anschließend unter dem Mikroskop begutachtet werden. Diese Untersuchung wird ambulant durchgeführt und dauert fünf bis zehn Minuten.
Therapie: Wie lässt sich eine Zöliakie behandeln?
Die derzeit einzige Möglichkeit, eine Zöliakie zu behandeln ist eine strikt glutenfreie Diät, die der Patient sein Leben lang einhalten muss. Bei zirka zwei Drittel der Patienten bessern sich darunter die Beschwerden in etwa zwei Wochen. Auch die Veränderungen an der Darmschleimhaut bilden sich nach einigen Monaten normalerweise zurück und das Risiko für Komplikationen sinkt nach einigen Jahren auf Normalniveau. Wichtig ist eine ausgiebige Diätberatung sowie die regelmäßige Betreuung durch einen Spezialisten (zunächst häufiger, später alle ein bis zwei Jahre).